Werte und Menschenbild

Umgang mit Konflikten

Konflikte können Stress und Angst auslösen. Zugleich ist ein Leben ohne Konflikte nicht denkbar und auch nicht wünschenswert. Erst die Auseinandersetzung mit anderen, das In-den-Konflikt-Hineingehen und Verhandeln bringen positive Veränderung und lassen uns wachsen. Dennoch erlebe ich sehr häufig, dass Konflikte verdrängt oder bagatellisiert werden, dass sie lieber gemieden oder schlichtweg ausgesessen werden. Schließlich gibt es aber auch oft gute Gründe, den Kontakt zu dem Konfliktpartner zu vermeiden, aus Angst, weiter verletzt zu werden. Zugleich war ich immer schon davon überzeugt, mich Konflikten stellen zu müssen und dies auch zu wollen, um die Dinge und die Beziehungen zu anderen positiv zu verändern.

Als Mediatorin verstehe ich mich als Brücke und Übersetzerin zwischen den Parteien im Konflikt. Ich wende mich beiden Beteiligten zu, damit trotz Verletzungen und Sprachlosigkeit der Kontakt nicht abbricht. Das hilft den Beteiligten, im Konflikt bleiben zu können und ihre Sicht des Konflikts wahrzunehmen und zu schildern.

Wertschätzung und Authentizität

Dies gelingt den Medianden nur dann, wenn ich als Mediatorin tatsächlich allen gleichermaßen Wertschätzung entgegenbringe. Für mich bedeutet das, dass ich allen einen sicheren Raum und Struktur biete und die Gelegenheit einräume, ihre Bedürfnisse und Wünsche auszudrücken. Entscheidend ist dabei, dass ich in der Sache neutral bin, also keine Wertungen oder Vermutungen über Sachverhalte vornehme. Zugleich bedeutet es auch, dass ich auf der emotionalen Ebene allen gegenüber eine zugewandte Haltung einnehme. Nur so kann Vertrauen in den Prozess und in die Bereitschaft des anderen entstehen, den Konflikt lösen zu wollen.

Wertschätzung bringen ich anderen auch dadurch entgegen, dass ich authentisch bin. Ich trete den Medianden aufrichtig entgegen und kommuniziere klar. Mein Handeln soll stets für alle Beteiligten transparent sein. Ich reflektiere meine eigene Rolle und meine Werte und respektiere dabei die Beteiligten in ihrem Empfinden. Authentizität bedeutet aber auch, dass ich Grenzen setze und klar benenne, falls diese für mich überschritten werden. Ehrlichkeit ist für mich eine Grundvoraussetzung für Vertrauen – in die Mediatorin und in den Prozess.

Mut zur Veränderung

Sich einem Konflikt nicht zu entziehen und stattdessen nicht nur auszuhalten, sondern aktiv daran zu arbeiten, diesen zu lösen, erfordert Mut. Mut, auch Schmerz auszuhalten und Vertrauen zu haben, dass eine Veränderung möglich ist. Oft scheint eine Situation so ausweglos, dass es schwer ist sich vorzustellen, dass es überhaupt eine konstruktive Lösung geben kann.

In der Mediation unterstütze ich die Beteiligten bei dem Schritt hin zur Veränderung, indem ich ihnen einen geschützten Raum biete und sie bestärke, ihre Bedürfnisse zu formulieren und sich auch die Sicht des anderen anhören zu können. Die Unterstützung kann auch darin bestehen, dass möglicherweise ein Ungleichgewicht zwischen den Beteiligten ausgeglichen werden muss, ohne dabei die Neutralität als Moderatorin des Prozesses zu verlieren.

In der Mediation wirke ich auf die Medianden ein, den Wunsch nach und den Mut zur Veränderung zu nutzen, indem sie sich nicht immer wieder auf das Nichtvorhandene und die Vergangenheit fokussieren, sondern eine Vision entwickeln können, wie eine positive Veränderung für die Zukunft aussehen könnte. Wenn die Beteiligen erkennen, dass es Szenarien gibt, bei denen keiner der Verlierer ist, sondern mit denen beide gut leben können, setzt dies viel Energie frei. Auch wenn aus verfeindeten Parteien nicht unbedingt wieder Freunde werden, entlastet es alle Beteiligten, dass sie wieder miteinander kommunizieren und sich auf das Gemeinsame besinnen können. 

Verantwortung übernehmen

Ein wesentliches Merkmal der Mediation, das sie von anderen Verfahren unterscheidet, ist die Verantwortlichkeit der Beteiligten. Sie selbst entscheiden, welche Themen besprochen werden sollen, sie entwickeln mögliche Optionen und entscheiden selbst, welche Lösung für sie die beste ist. Die Beteiligten agieren als Autoren ihrer Handlungen, sie werden dadurch wieder handlungsfähig und identifizieren sich mit den selbst gefundenen Lösungen.

Die Verantwortung der Mediatorin dagegen liegt darin, den Prozess zu strukturieren, zu leiten und zu moderieren. Meine Aufgabe ist es, komplexe und schwierige Konflikte so zu ordnen und zu entwirren, dass die Medianden Schritt für Schritt zu einem für alle tragfähigen Ergebnis kommen können. Dabei unterstütze ich die Medianden in den verschiedenen Phasen der Mediation und stelle sicher, dass alle auch den jeweils nächsten Schritt machen können und wollen.

Es ist in hohem Maße anerkennenswert, dass sich die Medianden der Anstrengung einer Mediation stellen und die Verantwortung für die Zukunft ihrer Beziehung übernehmen. Mein Anspruch ist es, dass die Medianden dies als eine positive Erfahrung erleben, unabhängig von einem konkreten Ergebnis der Mediation.

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